Die wenigsten von uns haben bei unserer ersten (oder auch zweiten) Berufswahl ganz klar im Blick gehabt, welchen unserer Werte unser Beruf entsprechen sollte, was uns wirklich Spaß macht und welche Stärken wir dafür tatsächlich hätten mitbringen können. Kein Wunder also, dass eines Tages der Wunsch aufkommt, noch einmal etwas ganz anderes zu machen. Vielleicht hast du dich auch viele Jahre lang um deine Familie gekümmert und möchtest jetzt den Lebensbereich Beruf wieder mehr in den Fokus rücken. So oder so: Eine berufliche Neuorientierung mit 50 plus ist nicht nur machbar, sondern du bringst sogar besonders wertvolle Erfahrungen mit, die dir diesen Weg leichter machen können.
Eine berufliche Neuorientierung macht es dir möglich, dir die Fragen zu stellen, die vielleicht bisher bei deiner Berufswahl zu kurz gekommen sind: Worin liegen deine wahren Stärken? Was macht dir so viel Freude, dass du Zeit und Raum vergisst? Welches Geschenk, das schon lange in dir schlummert, darfst du jetzt entdecken, um es in die Welt zu tragen? Dieser Artikel unterstützt dich dabei.
Ein Blick auf deine Werte, bevor du dich beruflich neuorientierst
Was wir als einen „guten“ oder „schlechten“ beruflichen Weg einstufen, hängt sehr davon ab, was unsere Eltern, Großeltern, Freunde und Kollegen uns vorgelebt haben, insbesondere in unseren jungen Jahren. Häufig übernehmen wir diese Idealbilder, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Dann entstehen in uns unbewusste Überzeugungen, die uns auch später im Leben in Bezug auf unseren Beruf beeinflussen. Solche Überzeugungen können zum Beispiel sein:
Um erfolgreich zu sein, muss ich hart arbeiten.
Als Frau muss ich einen „Frauenberuf“ haben.
Als Führungskraft kann ich keine gute Mutter sein.
Im Beruf darf ich keinen Spaß haben – das ist doch für die meisten so.
Eine berufliche Neuorientierung – auch mit 50 plus – gibt dir die Möglichkeit, diese Glaubenssätze zu hinterfragen, loszulassen und durch neue, kraftvolle Überzeugungen zu ersetzen, die zu dir und deinem Leben passen: Wie würdest du arbeiten, wenn alles möglich wäre? Und was wäre, wenn du dir diese ideale Arbeit tatsächlich erschaffen könntest?
So erkennst du, dass es Zeit für eine berufliche Neuorientierung ist
Ich selbst habe eine Zeit erlebt, in der ich voll im Leistungsschema steckte: Materielle Werte wie Geld, Luxus und Status waren für mich Anzeichen dafür, dass ich erfolgreich war. Dieses Idealbild war nicht meins, sondern ich hatte es von anderen Menschen übernommen. Erst die Geburten meiner fünf Kinder und eine körperlich sehr herausfordernde Situation waren für mich der Ausschlag zu hinterfragen, ob ich wirklich meine Wahrheit lebte.
Meine berufliche Neuorientierung begann zwar schon, bevor ich 50 wurde, doch sie brauchte ihre Zeit. Ich begann, mich mit dem Sinn meines Lebens zu beschäftigen: Worin lagen meine wahren Stärken? Welche Dinge ließen mich vor Freude die Welt um mich herum vergessen? Mein Weg entfaltete sich langsam vor mir, und ich entdeckte meine Erfüllung darin, andere Menschen in ihre Stärke zu bringen. Interessanterweise waren das Dinge, die ich schon lange in mir gespürt, aber nie bewusst ausgelebt hatte. Auch du trägst deine Antworten bereits in dir.
Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass wir Menschen verschiedene Lebensphasen durchlaufen. In diesen Lebensphasen haben Geld, Erfolg und Karriere ihren Platz. Es kommt jedoch auch die Phase, in der uns die Sinnhaftigkeit in unserem Leben immer wichtiger wird. Wir fragen uns: Warum bin ich hier? Wir spüren, dass wir beitragen, unser Wissen an andere weitergeben, unterstützen oder vielleicht auch lehren möchten. Es ist kein Zufall, dass viele Frauen sich gerade im Alter von 50 Jahren beruflich neu orientieren – es ist ein natürlicher Teil des Lebens.
Dass es Zeit für dich ist, nach beruflichen Alternativen Ausschau zu halten, erkennst du, wenn du dein Leben aufmerksam beobachtest. Das Leben sendet dir immer Signale: Es zeigt dir entweder, dass etwas nicht stimmt (zum Beispiel mithilfe deiner Körperweisheit in Form von Unstimmigkeiten, Anspannungen, Schmerzen oder sogar Krankheiten) oder dass sich dir gerade neue Möglichkeiten auftun (zum Beispiel, indem du neue Menschen kennenlernst, dir ein bestimmtes Buch in die Hände fällt, ein Seminar dich stark inspiriert etc.).
Selbstverständlich darfst du aus all diesen kleinen Zeichen deine eigenen Schlüsse ziehen. Dass du diesen Artikel hier aufmerksam liest, kann allerdings bereits ein solches Zeichen sein. Vielleicht spürst du schon, dass es dich nach etwas Neuem ruft?
Kann eine berufliche Neuorientierung mit 50 plus überhaupt gelingen?
Natürlich kann sie das – gerade dann! Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, hast du wahrscheinlich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten deinen Fokus auf andere Lebensbereiche gelegt – zum Beispiel auf deine Familie, auf deine Partnerschaft oder auf deine persönliche Entwicklung. Vielleicht warst du beruflich bereits sehr erfolgreich, doch fühlst dich nicht oder nicht mehr erfüllt darin. Wie auch immer dein Weg aussah: Unterschätze nicht, welche Facetten von dir selbst du dadurch entdeckt hast – auf wie vielfältige Weise du dich erfahren hast – welche Fähigkeiten du entwickelt, welche Werte du dir bewusst gemacht hast.
Diese Fülle, die du in anderen Lebensbereichen geschaffen hast, kannst du ebenfalls auf dein Berufsleben übertragen. Das muss nicht von heute auf morgen geschehen, denn es geht an diesem Punkt nicht um Leistung oder Geschwindigkeit – sondern um ein glückliches, berührendes, nährendes und erfülltes Leben, das du dir erschaffst und das Stück für Stück wachsen darf.
Ist es mit 50 nicht schon zu spät, sich beruflich neu zu orientieren?
Das ist ein spannender Glaubenssatz – ebenso wie die Überzeugungen, die ich dir am Anfang dieses Artikels vorgestellt habe. Wir tragen viele davon in uns, und häufig sind es sogar sehr ähnliche, zum Beispiel:
Man muss eben durchhalten bis zur Rente.
Im Alter wird man krank.
Ein Studium / eine Ausbildung / einen Beruf muss man durchziehen.
Mit 50 sollte man doch im Leben angekommen sein.
Mit 50 plus findet man keine andere Arbeit mehr.
Horche einmal aufmerksam in dich hinein: Wer hat gesagt, dass „man“ mit 50 zu alt für eine Veränderung ist? Welche Stimme hörst du, wenn du diese Sätze durchdenkst? Diese Glaubenssätze sind gängig in unserer Gesellschaft und oft mit einem enormen Druck verbunden: Halte dich ja an die geltenden Regeln! Doch ein solches Gesetz gibt es nicht – diese Regeln stehen nirgendwo geschrieben. Wie würde es sich anfühlen, wenn du von heute an selbst entscheiden würdest, ob du sie glauben möchtest oder nicht? Vielleicht möchtest du dich dafür entscheiden, deine Glaubenssätze zu erkennen und zu verändern.
Ein besserer Ratgeber als solche Glaubenssätze ist dein Körper. Deine Körperweisheit unterstützt dich unglaublich gut darin herauszufinden, was für dich richtig ist. Auch wenn du mit deinem Verstand noch keine Antworten greifen kannst – dein Körper kennt sie bereits. Gibt es Tätigkeiten, die dich allein beim Gedanken daran schon eine Schwere in deinem Körper spüren lassen, Enge erzeugen oder Druck erzeugen? Gibt es andererseits vielleicht Dinge, bei denen dein Herz sofort hüpft, du eine Welle der Energie spürst oder die dich ein wenig kribbelig machen? Diesen fantastischen Wegweiser kannst du auch für deine berufliche Neuorientierung mit 50 nutzen.
So gehst du vor, um deine Berufung zu finden
Mit 50 plus beruflich noch einmal ganz neu zu starten, fühlt sich am Anfang vielleicht überwältigend an. Atme durch! Du musst nicht innerhalb einer Woche den Traumberuf finden, den du für den Rest deines Lebens machen wirst – auch ein neuer Baum wächst nicht an einem Tag. Vielmehr darfst du dich auf eine sinnerfüllte Suche begeben – und diese bereits auf dem Weg genießen. Betrachte deinen neuen Weg wie ein Samenkorn, das du achtsam in die Erde bettest und das dank deiner Pflege ganz ohne Zwang und Druck aufgehen wird. Du darfst dir Zeit nehmen und neugierig zuschauen, wie es sich entwickelt!
Lenke als Erstes deinen Blick auf andere Lebensbereiche (Familie, Freunde, Gesundheit, Interessen, Spiritualität etc.). Was hast du in diesen Lebensbereichen schon alles gemeistert? Welche Kompetenzen hast du? Viele kommen dir vielleicht selbstverständlich vor, sodass du sie anfangs übersiehst. Ich möchte dich einladen, tief zu graben und wirklich alles aufzulisten, egal wie unbedeutend es dir erscheinen mag. Hier ein paar Beispiele zur Inspiration:
gut mit Geld haushalten
kochen
eine bestimmte Sportart ausüben
zuhören
mit kleinen Kindern umgehen
tanzen
zwischen Menschen vermitteln
organisieren
in hektischen Situationen den Überblick behalten
und, und, und
Beginne außerdem Tätigkeiten aufzulisten, die dir richtig Freude machen. Wenn wir an einer Aktivität Spaß haben, können wir vollkommen darin aufgehen: Wir vergessen Raum und Zeit, die Energie fließt, und alles fühlt sich leicht und überhaupt nicht anstrengend an. Diese Dinge geben dir Hinweise auf das Geschenk, das du von der Schöpfung mitbekommen hast. Du darfst es wertschätzend annehmen, wie einen kostbaren Kristall auspacken und entdecken, dass hier ein Teil deiner Essenz verborgen liegt – der jetzt in die Welt hinaus darf.
Und was ist, wenn du noch gar keine konkrete Vorstellung von deinem neuen Beruf hast, sondern „nur“ ein Gefühl in dir trägst? Dieses Gefühl ist tatsächlich das Wichtigste daran. Vielleicht empfängst du einen Satz wie „Ich möchte Licht in die Welt tragen“, doch du weißt nicht, wie. Nimm dir Zeit, dich immer wieder mit diesem Gefühl zu verbinden: Wie fühlst du dich, wenn du Licht in die Welt trägst? Nimm dieses Gefühl vollends in dich auf und sei dankbar dafür, dass du es jetzt schon spüren kannst. Auf diese Weise sendest du ein kraftvolles Signal ins Universum. Als Antwort werden Dinge in dein Leben kommen, die dir wie Magie erscheinen. Deine Aufgabe besteht nur darin, aufmerksam zuzuhören und hinzusehen, dich darauf einzulassen und voller Freude dieser Magie zu folgen und dich hinzugeben. Aus diesen Anfängen wächst mit der Zeit deine ganze Lebensvision.
Übrigens: „Berufliche Erfüllung“ muss nicht zwingend bedeuten, dass du mit deiner Tätigkeit viel Geld verdienen musst. Andererseits schließen sich diese beiden Dinge auch nicht aus. Bleibe offen und folge deiner Körperweisheit und deiner Herzensführung.
Konkrete Tipps, um Inspiration für deine berufliche Neuorientierung zu finden
Andere Menschen können dich wunderbar darin unterstützen, die Seiten an dir zu erkennen, die dir selbstverständlich scheinen und daher gar nicht so bewusst sind. Hier sind vier gute Fragen, die du deinen Freunden, Familienmitgliedern etc. stellen kannst:
Welche Stärken siehst du in mir?
Welche eine Sache kann ich ganz besonders gut?
Wenn du mich bei einem Problem um Hilfe bitten würdest, welches Thema wäre das?
Was habe ich in deinem Leben positiv verändert?
Diese Fragen helfen dir, deine Einzigartigkeit zu erkennen. Nutze außerdem die folgenden Tipps, um dich inspirieren zu lassen – so wird deine Suche nach beruflicher Orientierung zu einem freudvollen Prozess voller Neugier und Entdeckerlust:
Vernetze dich mit Menschen, die ähnliche Interessen haben wie du oder die in einem Beruf arbeiten, der dich interessiert.
Lass dich auch von Menschen inspirieren, die du (noch) nicht persönlich kennst. Frage dich: Warum finde ich diesen Menschen so interessant? Dein Interesse hat immer auch etwas mit dir zu tun: Es zeigt dir Aspekte, die du selbst vielleicht noch nicht genug auslebst und nach denen du dich sehnst. Du hast viele Möglichkeiten, dich mit solchen Menschen zu verbinden – zum Beispiel über ihre Biografien, Interviews, Werke, Zitate und mehr.
Stöbere im Internet, in Buchhandlungen oder an der Volkshochschule nach Artikeln oder Kursen, die mit deinen Ideen zu tun haben.
Halte Ausschau nach Vorträgen oder Workshops, die dich inspirieren.
Hast du eine Idee? Probiere sie mit Freunden oder in deinem Umfeld erst einmal kostenfrei aus.
Vor allen Dingen: Erlaube dir, dein Feld ganz weit für neue Möglichkeiten zu öffnen – das Leben wird dir Impulse schicken, die dir neue Wege zeigen. Wie leicht und konkret das geschieht, wird dir vielleicht wie Magie vorkommen. Und ja, es ist ein magischer Prozess! Freu dich darauf und genieße ihn. Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du diese Magie erfahren kannst? Ich begleite dich gern dabei.
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